150 Years Rosa Luxemburg: New Perspectives on Life, Works, Impact
International Conference, Berlin, March 5-6, 2020
Kurzbeschreibung des geplanten Vortrages
Eingereicht von Johanna Panagiotou
Kulturwissenschaftlerin | Historische Biographieforschung (Amerikanistik, LMU)
"Wenn wir die Geschichte betrachten […], so müssen wir konstatieren, dass der Krieg den unentbehrlichen Faktor der kapitalistischen Entwicklung bildete".
Rosa Luxemburg (1899), Sozialreform oder Revolution? GW 1/1, S. 396 FF
Kaum eine andere politische Denkerin wurde derart verehrt und gehasst wie Rosa Luxemburg. Ihre Gedankenwelt? Geprägt von unbequemen Thesen, die einen Platz im Reich der Unvergänglichkeit haben und noch heute einen entscheidenden Einfluss u.a. auf Friedensdiskurse ausüben. Ihre bekannte, unbeugsame Kriegsgegnerschaft ist Gegenstand dieses Aufsatzes. Genauer, setzt sich die Autorin mit der Frage auseinander, wie man zukünftige Bürger_ innen basierend auf Luxemburgs Antimilitarismus heranbildet, um den "Rückfall in die Barbarei" nach Engels zu verhindern. Ohne der großen Revolutionärin − die den Zusammenhang zwischen Krieg und Kapitalismus tiefgreifend analysiert und das Proletariat als jenen Machtfaktor sieht, der den Krieg verhindern kann − zu widersprechen, wird hier der Versuch unternommen, die Jungend in den Vordergrund zu rücken. [1]
Denn das Kapital ist rücksichtlos und hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder frühestmöglich mit dem Verharmlosen der bewaffneten Gewalt vertraut zu machen. 2019 gab es erneut ein Beispiel für die hemmungslose Indoktrination seitens der Bundeswehr. Für ein Gruppenfoto der Altmark-Zeitung posieren Grundschüler_ innen mit uniformierten Bundeswehrsoldaten. »Die Kinder fanden es klasse«, sagt die Lehrerin. [2] Dieser Vorfall ist nur die Spitze eines Eisberges, der in Deutschland nicht mehr zu übersehen ist. 2016 ließen Soldaten auf dem Tag der Bundeswehr in Stetten Kinder mit echten Waffen hantieren. 2009 wurde im Rahmen eines Klassenausfluges ein Schießsimulator vorgeführt. "Habt ihr eine Playstation zuhause? Das macht bestimmt Spaß, oder? Das hier ist tausend Mal besser!" [3] ruft der leitende Soldat und sorgt für Kriegsbegeisterung.
Doch wie in Zeiten Luxemburgs die Kriegsbegeisterung im August 1914 nur "eine Momentaufnahme einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht entspricht […] (und) allein die Antikriegskundgebung […] weit über 100.000 Arbeiter_ innen mobilisierte" [4], sollte man vor der globalen Mobilisierung der Jugend, die Augen nicht verschließen und sofort handeln. Jetzt, wo soziale Bewegungen von Schüler_ innen nicht mehr aufzuhalten sind. Jetzt, wo die Flammen des Krieges in Jemen, die größte Katastrophe der Gegenwart, sichtbar sind. Jetzt, wo Militärausgaben − mit einer erfahrenen Verteidigungsministerin an der Spitze der EU − wesentlich erhöht werden. Jetzt ist die Verbreitung der Aufklärung nach Luxemburg nötiger denn je, damit ihre Vision "Nein, auf unsere Brüder schießen wir nicht!" zu einer Selbstverständlichkeit wird.
Literatur
[1] Obwohl dies wiederum keinen Widerspruch darstellt. Vgl. "Zumal die arbeitende Jugend ist zu diesen großen Aufgaben berufen. Sie wird ja als die künftige Generation ganz sicher schon das wahre Fundament der sozialistischen Wirtschaft bilden." Rosa Luxemburg: GW, Bd. 4., August 1914 bis Januar 1919, Berlin, S. 431-434.
[2] Bonath, Susan. »Krieg und Gewalt gezielt verharmlost«, in: Junge Welt, 20.07.2019.
[3] Hüttmann, Conni: "Viel besser als Schule" – Achtklässler bei der Bundeswehr, in: Ostholsteiner-Anzeiger, 09.10.2009.
[4] Kern, Bruno (2019). Rosa Luxemburg: Mensch sein, ist vor allem die Hauptsache. Gedanken einer Revolutionärin. Wiesbaden: Marix Verlag, S. 74.
Copyrights
Foto:
Eine Kollage von “friedenstaube @FreundMuc, Twitter“, „Das zerbrochene Gewehr: Logo antimilitaristischer Organisationen, so der Kriegsdienstverweigerer-Verbände wie War Resisters International (wri-irg.org/en/publications/downloadable_resources), Wikipedia“ und „Rosa Luxemburg www.1001freedownloads.com“
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